17Feb2012
uFaFo-Foto ziert Kunstprojekttage in Berlin
von ufafo.ms in Bildungsproteste, Kultur, Repression
Ein Photo, das im November 2009 nach der Besetzung des Audimax der Uni Münster geschossen wurde, ziert diese und kommende Woche das Kunstprojekt „Citizen Art Days. – Bürger machen Kunst. Kooperative Kunststrategien und Beteiligungspotenziale im öffentlichen Raum“ in Berlin. Es zeigt, auf eine Postkarte gedruckt, die Fäuste von Studierenden, die von der Polizei nach der friedlichen Räumung des Audimax mit schwarzen Kreuzen markiert wurden, um sie von den anderen Studierenden zu unterscheiden.
Die Citizen Art Days sind ein Pilotprojekt engagierter Künstlerinnen und Künstler. Sie wollen gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern in Abend- und Wochenendworkshops Vorträge, Diskussionen und Stadterkundungen zu Themen wie Ökonomie, Nachhaltigkeit und Demokratie im öffentlichen Raum entwickeln. Dabei wollen sie nicht nur künstlerische Strategien vorstellen und weiterentwickeln, sondern auch neue ausarbeiten. Alle Veranstaltungen sind kostenlos.
„Der öffentliche Raum ist der Ort des Miteinander-Seins, der Ort, an dem soziale Kommunikation und Demokratie im Konkreten stattfinden. Dem steht heute, gerade in Berlin, eine zunehmende Abschottung von Lebenswelten und das Auseinanderdriften der Milieus gegenüber. Die Citizen Art Days sind von der Überzeugung getragen, dass Kunstprojekte, die in der Zusammenarbeit von Bürgern, Künstlern und städtischen Akteuren verwirklicht werden, ein geeigneter Ansatz sind, diese Entwicklungen kreativ und nach selbstentwickelten Maßstäben zu gestalten“, heißt es auf der Homepage der OrganisatorInnen.
In der Bildunterschrift vergleichen die OrganisatorInnen das Photo mit einer Arbeit von Joseph Beuys. Dort heißt es: „Bereits 1972 ließ sich Joseph Beuys bei der Räumung des Sekretariats der Düsseldorfer Kunstakademie ablichten und publizierte das Foto öffentlichkeitswirksam mit dem Satz »Demokratie ist lustig«.
„Lustig fanden wir die Räumung allerdings überhaupt nicht. Noch heute halte ich die Reaktion des Rektorats für unnötig und überzogen“, sagt Jörg Rostek (uFaFo), der an den Protesten beteiligt war und den Fäustekreis photographiert hat. „Das Bild ruft bei mir nicht nur schlechte Erinnerungen hervor, sondern symbolisiert für mich Beharrlichkeit, Emazipation und Gemeinschaft, selbst kurz nach einem so frustrierenden Erlebnis wie einer polizeilichen Räumung. Als ich die Studierenden aufforderte, den Kreis zu bilden zögerten sie keine Sekunde. Ich hoffe, dass auch sie sich freuen, dass ihr Engagement auf diese Art nachträglich Beachtung findet.“
Danach landete das Photo – gemeinsam mit einer Pressemitteilung – auf unserer Homepage. Hier wurde es schließlich von den OrganisatorInnen der Berliner Citizen Art Days entdeckt und angefragt.